Filipa César

SINGLE SHOT FILMS

6. April – 23. Juni 2013, Kunstmuseum

Das Medium Film steht bei der 1975 in Porto geborenen Künstlerin Filipa César im Mittelpunkt ihrer Arbeiten. Die in den letzten Jahren weltweit beachteten Werke Césars beschäftigen sich mit der Beziehung zwischen dem bewegten Bild und dessen Wahrnehmung durch die Gesellschaft. Themen wie Erinnerung, Gedächtnis und deren Rezeption durch das Filmische, untersucht César unter anderem entlang historischer Ereignisse in ihrer Heimat Portugal Mitte der 1970er-Jahre wie beispielsweise das Ende der Salazar-Diktatur und die damit einhergehende Entkolonialisierung afrikanischer Besitzungen. Ihre Teilnahme an internationalen Grossausstellungen wie der Manifesta 8 2010 in Cartagena und der Biennale São Paulo zeichnen César als gefragte Vertreterin des Genres aus. Die Ausstellung im Kunstmuseum St.Gallen ist ihre erste Einzelpräsentation in einem Schweizer Museum.

Kuratorin: Nadia Veronese

Packend verwebt die Künstlerin überlieferte Geschichte mit subjektiven Erzählungen von Protagonisten, die – marginalisiert von der offiziellen und tradierten Geschichtsschreibung – Ideologien neu beleuchten. Mit Ihrer Arbeit The Embassy (2011) begibt sich Filipa César in die ehemalige portugiesische Kolonie Guinea-Bissau. Der Archivar Armando Lona blättert in einem vergilbten Fotoalbum, auf das César in einem verwahrlosten Staatsarchiv gestossen ist, und lässt die koloniale Vergangenheit auf den vorgefundenen Aufnahmen anschaulich werden. Die weiche, sonore Stimme Lonas kommentiert aus dem Off ausdrucksstark und wortgewaltig die Schwarzweiss-Aufnahmen aus den 1940er- und 1950er-Jahren. Anhand fotografischer Bilder, die mit dem Blick der ehemaligen Unterdrücker entstanden sind, erzählt er Geschichten aus dem Alltag der Bewohner Guinea-Bissaus.

Weitere filmische Werke wie Cuba (2012) thematisieren das kollektive Gedächtnis, den politischen wie gesellschaftlichen Hintergrund Portugals und dessen Vergangenheit als Kolonialmacht. Ein Ausgangspunkt ist dabei der Unabhängigkeitskämpfer Amílcar Cabral (1921–1973) und sein Einfluss auf das kinematografische Vermächtnis Guinea-Bissaus. Die lokale Filmproduktion spielte eine wesentliche Rolle im Unabhängigkeitskampf der Kolonie von 1961 bis 1973 gegen Portugal.

In der Arbeit Porto, 1975 (2010) kondensiert die Künstlerin Gegenwart und Vergangenheit am Beispiel von Bouça – ein Projekt des sozialen Wohnungsbaus in Portugal. 1973 vom Architekten Álvaro Siza geplant und begonnen, wurde es 1978 eingestellt und konnte erst 2006 abgeschlossen werden. Filipa Césars Videoarbeit führt in einer einzigen Kamerafahrt durch die Anlage und endet in einem Architekturstudio. Die Erinnerung an die kontroversen Reaktionen auf das Bauprojekt ist hier abschliessend als Telefonnachricht eines Zeugen zu hören.

Künstlerin

Filipa César

Geboren 1975 in Porto, Portugal
Lebt und arbeitet in Berlin

Ausbildung

2008MA Kunst im Kontext, UDK, Berlin
1999Diplomabschluss Bildende Kunst/ Malerei, Fakultät für Bildende Kunst, Universität  Lissabon
1996BA Bildende Kunst/Malerei, Fakultät für Bildende Kunst, Universität Porto
1993Schulabschluss, Soares dos Reis Schule, Porto 

Einzelausstellungen

 

2013Single Shot Films, Kunstmuseum St. Gallen (kuratiert von NNadia Veronese)
2012Luta Ca Caba Inda, Jeu de Paume, Paris (kuratiert von Filipa Oliveira)
20121975, MUDAM, Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxembourg
2011Labor Berlin 5: Filipa César, Haus der Kulturen der Welt, Berlin (kuratiert von Alana Lockward)
2011Filipa César - The Four Chambered Heart, MNAC, Museu do Chiado, Lissabon
2010Montage, SOLAR, Vila do Conde (kuratiert von Nuno Rodrigues und Doreen Mende) 
2009The Four Chambered Heart, Cristina Guerra Contemporary Art, Lissabon 
2008Le Passeur, Project Room, Ellipse Foundation, Lissabon (kuratiert von Pedro Lapa)
2007 Allee der Kosmonauten, Museu Atelier António Duarte, Caldas da Rainha (kuratiert von David Etxeberria)
2006Filipa César, Mai 36 Galerie, Zürich
2006F for Fake and Ringbahn, Sint-Lukas Gallery, Brüssel (kuratiert von Filip Luycky)
2005Ringbahn, Serralves Museum, Porto (kuratiert von João Fernandes)
2005Berlin, Noga Gallery of Contemporary Art, Tel Aviv, Israel
2005Ringbahn, Küchenstudio, Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
2005F for Fake, Cristina Guerra Contemporary Art, Lissabon
2005Aura, Galeria Espacio Distrito Cu4tro, Madrid
2004Transmediterráneo, Centre d’Art Santa Mónica, Barcelona (kuratiert Miguel von Hafe Pérez)
2004Berlin Zoo, Part 02, Project Space, Karlsplatz, Kunsthalle Wien, Wien