Experimental Ecology

Kunst und Wissenschaft im Dialog

6. April – 24. November 2024

Das Kunstmuseum St.Gallen zeigt eine interaktive Ausstellung, die neue Ideen zum Thema Ökologie präsentiert. Fünf Teams, aus je zwei Personen aus den Bereichen Kunst und Wissenschaft bestehend, setzen sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit aktuellen, ökologischen Fragen auseinander.

Unerwartete Projekte entstanden in Teamarbeit: Käse aus menschlichen Hautbakterien; ein Spiel, um mit Fischen zu kommunizieren; einen Spaziergang als Dialog über den Wald als komplexes System; eine Inszenierung von Plankton als ältester Sauerstofflieferant der Welt; sowie ein Theater über die Ansiedlung von Zuchtlachs in der südlichen Hemisphäre.

Die fünf Projekte eröffnen neue Perspektiven und ein differenziertes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge innerhalb der Ökologie.

In Anlehnung an «Experiments in Art and Technology (E.A.T.)», eine Initiative zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Kunst und neuen Technologien in den späten 1960er-Jahren in New York, schafft das Projekt Experimental Ecology eine Plattform für Künstler*innen und Wissenschaftler*innen im Bereich Ökologie. Internationale Vertreter*innen beider Disziplinen wurden ausgewählt, um gemeinsam zu forschen. Die fünf Teams erarbeiteten unerwartete Projekte: Käse aus menschlichen Hautbakterien; ein Spiel, um mit Fischen zu kommunizieren; einen Spaziergang als Dialog über den Wald als komplexes System; eine Inszenierung von Plankton als ältester Sauerstofflieferant der Welt; sowie ein Theater über die Ansiedlung von Zuchtlachs in der südlichen Hemisphäre. 

Die Projekte eröffnen neue Perspektiven und ein differenziertes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge unserer Umwelt. Begleitende Workshops sowie eine Vortragsreihe bieten die Möglichkeit, sich aktiv an den Diskussionen zu beteiligen und tiefer in die Themenfelder einzutauchen. 

Teilnehmer*innen: Christina Agapakis (Synthetische Biologin, Gingko Bioworks, Boston), Alex Jordan (Biologe, Forschungsgruppe für Verhaltensevolution, Max-Planck-Institut, Konstanz), Michelle-Marie Letelier (Künstlerin, Berlin), Ingo Niermann (Schriftsteller, Künstler, Basel), Karin Pittman (Biologin, Professorin für Meeresbiologie, Universität Bergen), Matthias Rillig (Biologe, Institut für Biologie, FU Berlin), Riikka Tauriainen (Künstlerin, Zürich), Sissel Tolaas (Künstlerin und Geruchsforscherin, Berlin), Meike Vogt (Biochemikerin, Abteilung für Umweltsystemwissenschaften, ETH Zürich), Zheng Bo (Künstler, Hongkong). 

Kurator*innen: Martina Huber, Gründerin, WE ARE AIA, Zürich und Gianni Jetzer, Direktor Kunstmuseum St.Gallen. Die Ausstellung wurde von der Kulturstiftung Basel H. Geiger initiiert, finanziert und produziert. 

Einzelne Projekte

Sissel Tolaas und Christina Agapakis erkunden die symbiotische Beziehung zwischen Menschen und Mikrolebewesen durch die Herstellung von Käse. Das Team sammelte Hautbakterien von verschiedenen Freiwilligen (u.a. von der Stadtpräsidentin von St. Gallen) und stellten Käse her, um damit die Vielfalt menschlicher Mikrobiome zu erforschen. Das Projekt betont die Diversität mikrobieller Gemeinschaften, die den Geschmack und Geruch der Käse, aber auch des Menschen, prägen.   

Ingo Niermann und Alex Jordan zielen darauf ab, das Einfühlungsvermögen für Tiere wie Fische zu steigern, die oft als unnahbar und schwer zu verstehen wahrgenommen werden. Dazu haben die beiden ein interaktives Spiel entwickelt, das es den Besucher*innen ermöglicht, mit einem digitalen Fisch-Avatar zu interagieren und eine intime Verbindung herzustellen. Der Fokus liegt auf dem Buntbarsch  

Neolamprologus multifasciatus aus dem Tanganjikasee, einem der grossen Grabenseen Afrikas. Diese kleinste Fischart im Tanganjikasee wird oft übersehen, aber sie zeigt ein reiches soziales Leben voller Dramatik und Intrigen. 

Michelle-Marie Letelier und Karin Pittman untersuchen ethische Fragen im Zusammenhang mit der weltweiten Ausbeutung des Lachses. Sie entwickelten ein Rollenspiel, das die Auswirkungen wissenschaftlicher Information und ihre Manipulation zum Thema hat. Zusätzlich erforschten sie Biokunststoffe für Theaterkostüme, die das Konzept des Schleims als Kommunikationsmittel (wie es von Pittman bei Lachsen erforscht wird) zwischen Arten nutzen. Das Projekt reflektiert auch geopolitische Aspekte der Lachsaquakultur. Letelier und Pittman erweiterten ihre Zusammenarbeit auf ein Theater, das Teilnehmer*innen dazu ermutigte, ethische Fragen aus verschiedenen Perspektiven zu stellen. 

Zheng Bo und Matthias Rillig entwickelten ein zweites Kapitel ihres Projekts im Buchenwald von Grumsin (Das politische Leben der Pflanzen II). Hier setzten sie ihre Gespräche über die Komplexität in ökologischen Situationen fort, diesmal aus pflanzlicher und menschlicher Sicht. Ihre Zusammenarbeit zielt darauf ab, über das hinauszugehen, was die Wissenschaft ausdrücken kann. 

Das Projekt von Riikka Tauriainen und Meike Vogt führt die Betrachter*innen in die faszinierende Welt des Planktons. Durch Workshops, Erkundungsreisen und den Einsatz von nichtinvasiven Instrumenten erforschen sie die vielfältigen Lebensräume und die immense Diversität dieser mikroskopischen Organismen. Ihre immersive Kunst zielt darauf ab, Empathie für diese marinen Ökosysteme zu wecken und die Verbundenheit zwischen Menschen und Plankton erfahrbar zu machen.  

Die Ausstellung wurde von der Kulturstiftung Basel H. Geiger initiiert, finanziert und produziert.